Schon lange hatte ich den Wunsch, den Eiger im Berner Oberland einmal aus der weniger bekannten Perspektive zu sehen und auch zu fotografieren. Auf Postkarten und aus Reiseprospekten kennt man
ihn häufig abgelichtet, aus dem ihm zu Füßen liegenden Ort Grindelwald, oder von der viel besuchten Kleinen Scheidegg. Für mich ein außergewöhnlicher Berg, der mich immer wieder aufs Neue ins
Staunen versetzt.
Schon bei der Anreise freue ich mich jedes Mal auf den Blick zum berühmten Berner Dreigestirn, dabei versteckt sich die imposante Nordwand bis zuletzt. Während seine beiden vergletscherten
Nachbarn Mönch (4107 H.M.) und Jungfrau (4158 H.M.) bereits kurz nach dem Verlassen der Autobahn bei Interlaken zu sehen sind, zeigt sich der Eiger erst kurz vor Ankunft in der Gemeinde
Grindelwald. Das traumhafte Wetter am Pfingstwochenende mit fast schon zu warmen 27°C aber beständigen Wettervorhersagen, eignete sich bestens um eine MTB-Tour zur Passhöhe Grosse Scheidegg in
Angriff zu nehmen.
Die Grosse Scheidegg zählt zu den
schönsten Pässen in der Schweiz. Großartige Landschaften, eine schmale Straße und kaum Verkehr. Die Straße ist für den Kfz-Verkehr gesperrt, hier dürfen nur Busse und Fahrzeuge mit Sondergenehmigung zur Passhöhe fahren. Trotz der Nähe zu den weitaus bekannteren zentralschweizer Pässen, Susten- und Grimselpass, bleibt die Passhöhe Grosse Scheidegg vergleichsweise unbeachtet.
Von Grindelwald aus (ca. 1100 H.M.) geht es eine ca. 8 Kilometer lange Teerstraße hinauf in Richtung Grosse Scheidegg (1962 H.M.). Vorbei an Almwiesen mit unendlich vielen wunderschönen Blumen, fährt man entlang der imposanten Wand des Scheidegger Wetterhorns (3361 H.M.), Vorgipfel des Wetterhorns (3701 H.M.). Von Zeit zu Zeit überholt ein Bus und andere Biker kommen bereits von oben entgegen. Wunderbar ruhig und landschaftlich eindrucksvoll führt die ca. 3 Meter breite Straße zur Passhöhe. Gelegentlich hört man ein gewaltiges Donnern, hierbei handelt es sich um Eisabbrüche vom Scheidegger Wetterhorn. Es sieht aus wie riesige ins Tal stürzende Wasserfälle, ein spektakuläres und überwältigendes Naturschauspiel.
Auf dem Weg nach oben, fällt mir etwas abseits der Straße ein kleiner, idyllischer Bergsee ins Auge. Sofort mache ich einen Abstecher um die Location zu checken. "Perfekt für meine Aufnahmen", denke ich mir. Aber es ist Mittag und da die Sonne noch im Zenit steht, geht´s erst mal weiter in Richtung Berggasthof Grosse Scheidegg, Zeit für eine Portion Pasta.
Von hier oben sieht der Eiger weniger "klotzig" aus, vielmehr wirkt er wie eine flache, filigrane Wand und man schaut gegen den schmalen Grat der Nordostflanke. Ein fantastischer Blick von hier oben in Richtung Kleine Scheidegg im Westen. Aber auch der Weitblick zur anderen Seite in Richtung Meiringen ist überragend.
Kurz nach Mittag zog sich der Himmel vorübergend zu und ich hatte kurzzeitig Bedenken, was mein fotografisches Vorhaben betrifft. Eine Ortskundige teilte mir mit, dass das fast normal wäre um diese Tageszeit und sich die Wolken bis zum Abend sicher wieder verziehen würden.
Und tatsächlich, zum Abend löste sich die Wolkendecke und gegen 20.30 Uhr war es nahezu wolkenlos. Bei tiefstehender Sonne wurden die Wände der Berge in ein zauberhaftes Licht getaucht.
Technische Daten zum folgenden Bild:
18 mm | 1/1,3 sec. | f14 | ISO100 mit Grauverlaufsfilter ND.6 soft von LEE Filters
Darauf folgte eine sternenklare Nacht bei angenehmen 18° C, somit perfekt um weitere Fotos zu machen. Es herrschte Totenstille, nur hin und wieder wurde die Ruhe vom Donnern und Grollen der Eisabbrüche vom Wetterhorn unterbrochen. Unbeschreiblich ergreifend!
Gegen 0.30 Uhr ging es mit dem MTB bei sehr guter Sicht (Mondlicht) wieder talwärts in Richtung Grindelwald. Dieser spontane Kurztrip ins Berner Oberland hat sich mehr als gelohnt, manchmal sind genau diese kurzfristigen Entscheidungen im Nachhinein die besten.
Auf dieser Straße ging es zurück in Richtung Grindelwald.
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Yvonne Pabst (Samstag, 28 Juni 2014)
hi christiane,
schöner bericht, da war ich auch schon mal zum biken. mein fokus war damals allerdings der weg. toll deine bilder.
lg
yvow
Michi W. (Samstag, 28 Juni 2014 12:54)
von wegen nachts sind alle Katzen grau
Das begeistert mich, dass du mit geeigneter Technik und der optimalen Bedienung nachts solche Farben ins Bild bringst. irre cool.
Viele Grüße
Michi