Fotografen über dem Nebelmeer

...der Titel dieses Artikels soll ebenso ein Prolog wie auch eine kleine Anlehnung an das berühmte Gemälde 'Der Wanderer über dem Nebelmeer' des Malers Caspar David Friedrich sein. Während Künstler wie er aus der Zeit der deutschen Frühromantik seine Werke mit Öl auf Leinwänden realisierte, 'malen' wir Fotografen im Zeitalter der digitalen Fotografie Landschaften mit der richtigen Dosis Licht auf den Sensor unserer Kameras. Eine nicht unbeachtliche Menge an technischer Ausrüstung und Software gehört dazu um unsere Bilder zu verwirklichen. Ich habe diesen Titel gewählt, da mich die Szenerie auf dem Niederhorn im Berner Oberland über dem gigantischen Meer aus Nebel an dieses bekannte Gemälde erinnerte.

Das Niederhorn ist der Hausberg von Beatenberg über dem Thuner See und gehört zu den Emmentaler Alpen im Berner Oberland, ist 1.963 Meter hoch und von Westen gesehen der erste Gipfel des Guggisgrates.

Nachdem es im Februar in den höheren Lagen  des Berner Oberlandes noch reichlich Schnee gab, hatte Christian die spontane Idee zum Niederhorn zu gehen um einige schöne Winteraufnahmen zu realisieren. So ziemlich das gesamte Berner Oberland lag an diesem Tag im Nebel und wir hatten die Hoffnung, dass wir oben auf dem Niederhorn über der Nebeldecke sein würden, um die umliegende, grandiose Gebirgslandschaft des Berner Oberlandes inklusive Sonnenuntergang auf den Sensor zu bannen.  Nachmittags gegen 15 Uhr fuhren wir los in Richtung Beatenberg, eine kleine Gemeinde von Interlaken, die gleich einer Terrasse hoch über dem Thunersee und unterhalb des Niederhorns liegt, von dort nahmen wir die letzte Kabinenbahn zur Bergstation des Niederhorns. An der Mittelstation  angekommen, machte sich zunächst etwas Enttäuschung breit, da wir uns noch immer im dichten Nebel befanden. Als wir dann aber kurz unter der Gipfelstation des Niederhorns ankamen, fuhr die Kabinenbahn aus der dicken Wolkenschicht heraus und wir konnten sehen, wie die hohen Gipfel und Grate des Berner Oberlandes aus dem Nebelmeer auftauchten.

Durch tiefen Schnee stapften wir weiter hoch zum Gipfel des Niederhorns. Die Aussicht von dort oben auf die weissen Riesen des Oberlandes  ist unbeschreiblich, insbesondere im abendlichen Streiflicht, wenn die Gipfel anfangen sich von der untergehenden Sonne zu färben. Das gesamte Bergpanorama erstreckt sich beginnend vom Schreckhorn, dem bekannten Berner Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau im Osten über den Niesen am Thuner See bis hin zur Gantrisch Bergkette im Westen sowie dem Justistal, umrahmt mit dem Sigriswilgrat und dem Hochgant, im Norden. Während sich der Himmel sowie die Gipfel im Osten magenta färbten, verwandelte sich das Nebelmeer vor dem Niesen in ein feuriges Goldgelb. Das mit Nebel 'gefüllte' Justistal erinnerte an eine Badewanne in der sich der Nebel wie Wasser ständig hin und her bewegte, was Christian auf die Idee brachte, einen Timelapse zu machen. Zu jeder Seite gab es so viele wunderschöne Eindrücke und es war unmöglich alle fotografisch einzufangen.  Die Zeit von der Goldenen zur Blauen Stunde, dann wenn das Licht am schönsten ist, dauert nicht lange und wir mussten uns beeilen. Dazu kam der kalte Ostwind (Bise), was die Arbeit nicht gerade leichter machte.  Nachdem die Blaue Stunde von der einbrechenden Dunkelheit abgelöst wurde und es immer kälter wurde, traten wir mit vielen schönen Eindrücken und Bildern im 'Kasten' glücklich und zufrieden den Abstieg nach Beatenberg an. Der Fussweg zurück bot uns auch immer wieder interessante Perspektiven für die eine oder andere Aufnahme. Auch wenn die Kälte uns mittlerweile immer mehr zusetzte, hielt uns das nicht davon ab unsere Kameras auszupacken.

Making-of mit Christian 

...und zum Schluss noch eine kleine Anmerkung zur Technik: Tiefe Temperaturen entziehen nicht nur dem eigenen Körper Energie sondern auch der Kamera. Sinnvoll ist es immer einen Ersatzakku dabei zu haben. Denn was nützt es bestens ausgerüstet mit nicht wenig Gewicht zum Fotospot zu gehen um dann evtl. beim schönsten Licht wegen fehlendem Akku keine Bilder mehr machen zu können. Darüberhinaus können Temperaturschwankungen zu Nässeproblemen an der Technik führen. Nach einem längeren Einsatz der Kamera in der Kälte ist besondere Vorsicht geboten.  Wenn man nach einer langen Fototour in der Kälte zurück an einen warmen Ort kommt, wie beispielsweise eine gut geheizte Wohnung oder das klimatisierte Auto sollte man Kamera und Objektiv zunächst im ebenso noch kühlen Fotorucksack liegen lassen, so dass die Technik sich langsam an die höheren Temperaturen anpassen kann. Die Luftfeuchtigkeit aus der warmen Umgebungsluft kondensiert an Kamera und Objektiv, es kann richtig unangenehm werden, wenn kondensiertes Wasser in die Kamera oder das Objektiv eindringt, daher sollte man ein Objektiv auch niemals wechseln, wenn es beschlagen ist, beispielsweise wegen zu starken Temperaturschwankungen. 

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